Romani Baltic


Überblick
Sprache: Romani Baltic (ISO-Code: rml)
Sprecher: ca. 300’000 Roma in Osteuropa
Herausgabe: ganze Bibel, im Dezember 2014 geliefert (hören!)
Partnermission: Verbreitung Christlicher Schriften
Referenz: Ethnologue-Daten | Langscape-Karte


Die Bibel in einer neuen Sprache

Kennen Sie ein Volk, dem mehr als 10 Millionen Menschen angehören, das in Europa lebt und noch nicht über die Bibel in seiner Sprache verfügt?

Nein, es handelt sich weder um die Dänen, noch um die Isländer, sondern um die Roma! Die Roma sind ein Volk rätselhaftem Ursprungs, weshalb sie oft nicht verstanden oder verachtet werden.

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Auch wenn es über eine derart verstreute und teilweise nomadenhafte Bevölkerung keine zuverlässigen Statistiken gibt, so weiss man doch, dass ein Teil sich auf den Gott der Bibel beruft. Wie kommt es also, dass die Bibel noch nicht in ihre Sprache übersetzt wurde? Unter anderem ist dafür sicher die durch die große geographische Zerstreuung bedingte Vielzahl der Romani-Dialekte verantwortlich. Den Linguisten zufolge kann man diese Dialekte in 10 Gruppen unterteilen, von denen jede einzelne unterschiedliche Begriffe aus den jeweils benachbarten Sprachen entlehnt.

Unter diesen 10 Gruppen verfügen nur 5 über ein Neues Testament und seit dem 22. Dezember 2015 besitzen ungefähr 300’000 Nord-Romani aus der ehemaligen UdSSR (Weissrussland, Russland, Polen, Litauen, Estland, Lettland, Moldawien, …) die gesamte Bibel in Romani Baltic, der Sprache ihres Herzens und ihrer Identität.

Die Geschichte dieser Übersetzung ist insofern atypisch, weil sie nicht von ausländischen Missionaren initiiert wird. Den Stein bringt Valdemar Kalinin, der 1946 in Weissrussland als Sohn einer Weissrussin und eines Romanis geboren wird, ins Rollen. Dieser bekehrt sich nach einem Zeugnis eines Romani-Ehepaars im Jahr 1989. Seitdem bezeugt er offen seinen Glauben an Jesus Christus und als Sprachlehrer hat er sehr schnell den Wunsch, die Bibel ins Romani Baltic zu übersetzen. Zwei Jahre später, nach mehreren Warnungen bezüglich seines unerwünschten Glaubens, verliert er seine Stelle. Bis 1995 arbeitet er als freiberuflicher Übersetzer. Dann erhält er noch im selben Jahr ein Stellenangebot und zieht nach London um.  Dort bildet er sich in den alten Sprachen und der Bibelübersetzung weiter und trifft sich mit Spezialisten, die ihn bei seiner großen Aufgabe der Übersetzung unterstützen und beraten.

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Im Jahr 2001 werden 1’200 Exemplare des Neuen Testaments mit Psalmen und Sprüchen mithilfe einer deutschen Mission herausgegeben. Diese Ausgabe sind sehr erfolgreich und bald vergriffen. Daraufhin beendet Valdemar die Übersetzung des Alten Testaments und überarbeitet die des Neue Testaments, indem er die Dialekt-Varietäten und die Rückmeldungen der bisherigen Leser berücksichtigt.

In dieser Zeit trifft er Matthias Roggli, einen Schweizer Pastor, der in London lebt und ihn mit unzähligem Korrekturlesen unterstützt. So wird, um das Bild einer schmerzhaften Geburt zu verwenden, ein Text „geboren“, der texttreu, flüssig zu lesen und so verständlich wie möglich ist.

Wenn der Text einmal fertiggestellt ist, benötigt es einen Herausgeber und einen Drucker, der über Erfahrung im Herausgeben von Bibeln verfügt. Aus diesem Grund wurde schließlich MiDi Bible kontaktiert und konnte die Herausgabe sowie die Hälfte der Kosten für die Finanzierung übernehmen (ca. 45’000 CHF).

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Ein weiterer Beweis dafür, dass Gott als Autor seines Liebesbriefes am Werk ist, damit dieser den Weg zu den Menschen findet: Wir kennen einen Drucker in Weissrussland sehr gut. Dies hat die Lieferung vereinfacht, denn ansonsten wäre diese kostspielig (30% Steuern) und schwierig. Außerdem hat sich ein Verantwortlicher einer Vereinigung von Kirchen, die in Weissrussland und den umliegenden Ländern gegründet wurden, dazu bereit erklärt, sich kostenlos um die Lagerung und die Verteilung der Bibeln zu kümmern.

Dieses Beispiel zeigt wunderbar, wie groß Gottes Liebe ist und wie wichtig ihm auch die verachtetsten Menschen sind. Gott schenkt immer wieder qualifizierte Menschen und nötige Ressourcen, damit sein Wort in der Sprache weitergegeben werden kann, welche das Herz berührt.

Text im Juni 2015 geschrieben