Banna (Äthiopien)


Überblick
Sprache: Banna oder Hamer-Banna (ISO-Code: amf)
Sprecher: zwischen 70’000 und 100’000 in Äthiopien
Herausgabe: Neue Testament, im Mai 2015 geliefert (lesen oder hören!)
Doppel-Edition mit äthiopische Schrift und lateinische Schrift
Partnermission: SIM
Referenz: Ethnologue-Daten | Langscape-Karte


Mit bewegter Stimme dankt Ayke Gott für den Vater von Getu, den ersten Christen der Banna. Er steht vor einer großen Menschenmenge, die sich am 9. August versammelt hat, um das NT in Banna einzuweihen, das von Midi Bible herausgegeben wurde. Getus Vater fragte oft: „Wer wird diese Arbeit weiterführen?“ Ayke, Getu und Dawit, Söhne der ersten Christen, sind Gottes Antwort auf diese Frage. Sie sind es, die, mit der Unterstützung von Missionaren der SIM, Gottes Wort in die Sprache ihres Herzens übersetzt haben. Mit vielen Kämpfen und unter viel Gebet haben sie das Neue Testament fertiggestellt.

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Wer sind die Banna?

Das Banna ist eine der 81 Sprachen Äthiopiens (74 Millionen Einwohner), von denen eine große Zahl noch keine Übersetzung von Gottes Wort hat. Da die Banna ihre Sprache mit den Hamer, einer benachbarten Ethnie, teilen, wird sie oft als „Hamer-Banna“ aufgeführt.

Den Stämmen Hamer und Banna gehören zwischen 70’000 und 100’000 Menschen an, die in der Provinz Omo leben, einer gebirgigen sehr isolierten Region im Südwesten des Landes. Traditionell leben die Familien in kleinen Nomadenlagern, in denen sie während der Trockenzeit ihren Viehherden, auf der Suche nach Weideplätzen, folgen. Während der Regenzeit säen die Banna Mais, Sorgho, Sesam und Bohnen. Wie die Ernten ausfallen bleibt jedoch ungewiss. In den Lagern leben Frauen und Kinder in Zelten, die im Kreis aufgestellt sind. Die meisten Frauen sind Analphabetinnen. Die Männer und Jünglinge schlafen auf behelfsmäßigen Betten bei den Herden mitten im Lager.

Genauso wie ihre Nachbarn sind die Banna Animisten. Sie glauben, dass Bäume oder Felsen Verstand haben. Sie glauben auch an die „Jinni“, Geister, die fähig sind, menschliche oder tierische Gestalt anzunehmen. Für Krankheit, Unfruchtbarkeit und  Tod werden bei den Banna oft verstorbene Verwandte verantwortlich gemacht, die an ihnen Rache nehmen wollen. Die Banna bringen dann Opfer dar, um deren Zorn zu besänftig.

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Vor einer ihrer Kirchen


Wie haben sie das Evangelium kennen gelernt?

Evangelisten im Äthiopischen Hochland haben seit den 1970er Jahren unter den Banna gelebt. Die Gemeinde ist gewachsen, weil aber der Zugang zur Bibel in ihrer Sprache fehlte, waren tiefgreifende Veränderungen nur begrenzt möglich. Glücklicherweise kümmerten sich einige äthiopische Verantwortliche und Missionare um diese jungen, jetzt ungefähr tausend, Gläubigen.

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Das Übersetzungsteam mit Donna Clawson und Carolyn Ford

In den Neunzigerjahren baute die SIM eine Grundschule in Alduba. Weil vor allem die christlichen Familien ihre Kinder dorthin schickten, überstieg der Stand der Alphabetisierung kaum 3%. In der gleichen Zeit (1988) errichtete die SIM auch ein Gesundheitszentrum. Dadurch öffneten sich die Herzen der Banna nach und nach für das Evangelium. Und darauf wurde der Wunsch, die Bibel in Banna zu übersetzen, immer größer. Es bildete sich eine kleine Gruppe um Donna Clawson und Carolyn Ford. Letztere war 1973 angekommen, um Mathematik und Bibelkunde an einem College der SIM zu unterrichten. Sie bemerkte schnell, dass Gott sie zu anderem berufen hatte. Nachdem sie einige Jahre im Übersetzungsteam für Aari mitgearbeitet hatte, verfügte sie über genügend Erfahrung, um diese neue Übersetzung in Banna als Übersetzungsberaterin begleiten zu können. Weil die beiden Sprachen ziemlich ähnlich sind, konnte die Gruppe von einer Software, CARLA, profitieren, um einen ersten Übersetzungsentwurf aufzusetzen.

Die Übersetzer, die von Donna Clawson, einer Linguistin der SIM, ausgebildet und bei ihrer Arbeit begleitet wurden, haben sich auf diesen ersten automatischen Entwurf gestützt, um den Text nach unzähligen Revisionen so zu gestalten, dass er flüssig und natürlich klingt. Und schließlich überprüfte Carolyn Ford die letzte Revision, um dabei sicherzustellen, dass die Übersetzung den Urtext gut wiedergibt.

Sobald ein biblisches Buch genehmigt wurde, druckte das Team einige Exemplare für die Alphabetisation und für Bibelstudien. Parallel dazu gaben sie auch Material zur Alphabetisierung heraus (lexikalisch, silbenmäßig…) und bildeten mehrere Christen als Lehrer aus.

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Der übersetzte Text wird geprüft, um sicherzugehen, dass er verständlich und flüssig ist


Belohnte Anstrengungen

Nach 20 Jahren Arbeit war die Übersetzung im Jahr 2010 fast beendet, als die SIM Midi Bible kontaktierte, um die Herausgabe dieses neuen Testamentes in die Hand zu nehmen. Zwei Jahre später, im Oktober 2012, schrieb uns Carolyn: „als wir dachten, das Manuskript zum Layout senden zu können, erfuhren wir, dass das äthiopische Bildungsministerium Bücher in Banna herausgeben will. Sie haben aber noch keine Entscheidung darüber getroffen, wie sie gewisse Eigenheiten der Sprache mit dem äthiopischen Alphabet wiedergeben können.“

Auch wenn die menschliche Planung um einige Jahre verzögert wurde, hat Gott auf die Gebete geantwortet. Wir konnten 2’000 Exemplare mit lateinischem Alphabet und 1’000 mit äthiopischem drucken lassen (für ältere Leser). Auch die Lieferung wurde zu einer Gedulds- und Glaubensprobe, weil die Sendung mit den Paletten für mehrere Wochen an der äthiopischen Grenze aufgehalten wurde.

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Die äthiopische Schrift

Glücklicherweise wachte Gott über seinem Wort. Schließlich sind alle Exemplare bei den Banna angekommen – und das rechtzeitig für die seit langem vorgesehene Einweihung. Carolyn Ford, die an diesem Ereignis teilgenommen hat, berichtet uns: „Gott hat die Einweihung des Neuen Testamentes durch seine Gegenwart und durch eine große Freude gesegnet. Wir können ihn zusammen loben.“

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Frauen beim Gebet und Lobpreis für den Erhalt der NTs


Zeugnis der Übersetzern

Die Übersetzung ist eine schwierige und aufwändige Arbeit. Als ich dem Team beitrat, hatte ich viele Haare auf dem Kopf. Jetzt sind es nur noch die Hälfte! Oft werfen uns Menschen vor, dass wir den ganzen Tag im Büro sitzen und fürs Nichtstun bezahlt werden.

Manchmal war ich entmutigt. Einmal sagte ich zu meiner Frau, dass ich aufhören würde, aber sie hat mich zur Vernunft gebracht. ‚Du musst beenden, was du begonnen hast‘ sagte sie zu mir.

Gott hat uns in all den Prüfungen bewahrt, und er hat unsere Familie gesegnet. Er hat mir Gunst vor den Menschen verschafft, und er hat für alle unsere Bedürfnisse gesorgt. Unsere Ehefrauen haben genauso viel zur Fertigstellung beigetragen wie wir. Wenn sie nicht dagewesen wären, um uns zu ermutigen und für unsere Familien zu sorgen, hätten wir diese Arbeit nicht verrichten können.

— Getu Garsho

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Getu und Ayke, die ersten Übersetzer

Dass viele jetzt aktiv in einem Dienst engagiert sind, ist unseren Eltern zu verdanken. Sie waren es, die uns eine Ausbildung ermöglicht und uns in der Schrift unterwiesen haben. Ich lobe Gott für Garsho und die anderen ersten Christen. Ich denke, dass Garsho zur Übersetzung des Neuen Testamentes in Banna mehr beigetragen hat als wir alle zusammen.

— Ayke Bezabih

Text im Dezember 2015 geschrieben