Cabécar (Costa Rica)


Überblick
Sprache: Cabécar (ISO-Code: cjp)
Sprecher: ca. 20’000 in Costa Rica
Herausgabe: Neue Testament, im Februar 2014 geliefert
Partnermission: River of God
Referenz: Ethnologue-Daten | Langscape-Karte


Die Cabecaren

cabecar_01_crossingDas Volk der Cabecaren zählt ungefähr 20’000 Personen (2014), verstreut über ein weites, sehr isoliertes Gebiet und ohne Kontakte zur spanischsprachigen Küstenbevölkerung. Ihr Land ist aufgrund seiner Flüsse mit starker Strömung und der bis zu 3000m hohen Berge sehr bergig. Cabecar ist ihre Muttersprache und für 70% unter ihnen (vor allem Frauen) die einzige bekannte Sprache, obwohl das offizielle Schulsystem Spanisch verwendet.

Die Analphabetenquote gleicht derjenigen der dritten Welt (30%), während sie im Rest Costa Ricas nur 4,5% beträgt (Quelle: UNO).

Bis vor kurzem waren die Cabecaren Jäger und Sammler. Erst unter dem Druck und der Ausbreitung der spanischsprachigen Bevölkerung auf ihre Gebiete haben sie begonnen, den Boden zu bebauen, und das mit unterschiedlichen Resultaten.

cabecar_02_villageDie traditionelle Religion der Cabecaren besteht in einem Glauben an eine Hierarchie von Geistern, vor allem bösartige, die sie durch Wahrsagerei befragen. Sie kennen ein System der Reinigung von aller Unreinheit, das ihnen dabei hilft, das Werk Christi zu begreifen. Viele haben sich dem Glauben an Christus zugewandt, nachdem sie erkannt haben, dass ihre Religion ihnen keine Hoffnung vermittelt. Heute zählt man unter ihnen mehr als 900 authentische Christen.


Das Evangelium bei den Cabecaren

1952 haben die amerikanischen Missionare Aziel und Marian Jones sich daran gemacht, die Sprache der Cabecaren zu erlernen. Daraufhin verkündeten sie die gute Nachricht von Jesus Christus und begannen, das Neue Testament zu übersetzen. Aziel und seine Söhne haben dann durch einfache Bibelstunden begonnen, Hausgemeinden zu gründen.

Mit den Worten Timothys, einem der drei Brüder Jones, die den Dienst nach der Pensionierung ihrer Eltern 1997 weiterführten, „hat dies eine tiefe Auswirkung auf den Stamm gehabt. Die Gläubigen haben durch ihre neue Identität in Jesus Christus ein neues Gefühl der Zugehörigkeit zu einer Gruppe und vor allem des persönlichen Wertes erhalten.“

Die Übergabe dieses N.T. fand 1993 statt. Leider mussten die Missionare in den Jahren darauf erkennen, dass ihnen ein schwerer Übersetzungsfehler beim Namen „Gott“ unterlaufen war. Das Wort „Sibo“ war nicht, wie sie es gedacht hatten, ein Oberbegriff, um das Höhere Wesen zu bezeichnen, sondern der besondere Name einer heidnischen Gottheit. Dieser Irrtum führte viele Neugläubige in einen gefährlichen Synkretismus.

cabecar_03_boyDie Fortsetzung der Geschichte wird durch Timothy wiedergegeben. Er erzählt, dass nach drei Jahren Gebet und der Suche nach Gottes Willen die drei Brüder unabhängig voneinander zur gleichen Überzeugung gelangt waren.

Sie verbrannten alle bestehenden Kopien der verderblichen Ausgabe des N.T. und beschlossen – im vollen Einverständnis ihrer Eltern – eine Neuübersetzung. Zur Übersetzung des Namens „Gott“ fanden sie eine einfache Lösung, und verbesserten die gesante Übersetzung, indem sie eine neue, passendere Methode zur Anwendung brachten. Als wollte sie ihr Vorhaben bestätigen, führte die Regierung zur gleichen Zeit ein neues Alphabet ein, um das Lesen zu erleichtern!

Die Cabecaren sind auch heute noch eine technisch wenig entwickelte Gesellschaft, und das Lesen ist ihr bevorzugter Zeitvertreib. Viele lesen gern Gottes Wort. Während sie auf die Übersetzung des Alten Testamentes warten, die von Geschwistern vorort (unter der Leitung der Brüder Jones) angefertigt wird, sind die Cabecaren sehr dankbar, das N.T. in ihrer eigenen Sprache zu besitzen.


Bericht über die Ankunft des N.T.

Um die Ankunft des lange erwarteten N.T. würdig zu feiern, haben sich mehr als 400 Cabecaren innerhalb von zwei Tagen in einem kleinen Dorf weit hinten in einem Tal versammelt.

Einige sind von weit her gekommen und haben nicht gezögert, die reissenden Bäche zu durchwaten, wie dieses Paar mit ihrem Kind auf dem Foto. Dann gab es auch noch zwei Frauen, die zwei Tage mit ihren Kleinkindern marschiert sind, um am Fest teilzunehmen! Andere Freunde der Familie Jones wurden hart geprüft. Sie mussten über 1000 m ins Tal hinabsteigen, und das unter einer stechenden Sonne, beladen mit Zelten, Matratzen und etwas Essensvorrat.

cabecar_04_feastIn dieser Truppe befanden sich Paul-André und Jocelyne Eicher, die zum Fest eingeladen worden waren, um MiDi Bible zu vertreten!

„Welch ein Geschenk, so viele Freunde und die Familie für diese Übergabe kommen zu sehen“, sagt mir Keiry, die Frau von Timothy. „Dies ist eine schöne Art, all die Arbeit anzuerkennen, die im Hintergrund geleistet wird. Und für die Cabecaren bedeutet es, dass man ihre Existenz anerkennt und gekommen ist, um sie kennenzulernen.“

Bei unserer Ankunft im Dorf sind wir mit einer guten, warmen Mahlzeit empfangen worden, diese wurde in riesigen Pfannen über dem Holzfeuer gebraten. All das Material ist auf Pferderücken transportiert worden, sowie Berge von Reis und die berühmten schwarzen Bohnen von Costa Rica. Welch eine Organisation, um bei jeder Mahlzeit bis zu 500 Personen zu sättigen!

Einige stellen vor dem Regenguss rasch ihre Zelte auf, andere richten sich währenddessen Ihr Quartier auf gut Glück auf dem Boden einer Kirche oder eines Schulraums ein…

Am ersten Abend, nach einem Moment des Lobes in der Cabecar-Sprache, wird von verschiedenen Personen jedes Alters aus dem N.T. gelesen; eine schöne Art, um zu zeigen, dass die Bibel für jeden zugänglich ist.

„Welch eine Freude, unsere Cabecar-Geschwister zu sehen, die sich für dieses Fest eingesetzt haben. Dies ist das Resultat all der Jüngerschaftsarbeit, die unter ihnen geleistet worden ist“, meint Rebecca, die ältere Tochter von Timothy und Keiry.

Am nächsten Morgen, dem Karfreitag, findet die eigentliche Einweihungsfeier mit einem gemeinsamen Abendmahl statt. Wie sind wir ergriffen, Timothy zu sehen, der drei seiner Brüder wieder getroffen hat. Gemeinsam beten sie Gott an. „Diese Feier ist ein Sieg, nicht nur für das N.T., das unser Vater erstmals übersetzt hatte, sondern auch für unsere Familie“, die schwierige Momente erlebt hat, bezeugt der ältere Bruder.

Timothy und seine Frau übergeben Exemplare des N.T. an mehrere Personen, die eine Schlüsselrolle in dieser Übersetzung gespielt haben. Unter ihnen auch eine Frau, die Pflegemutter von Timothy, die ihn während mehrerer Jahre bei sich aufgenommen hat, um ihm die Cabecar-Sprache beizubringen.

Welch schöne Liebesgeste, wie Timothy ihr seine Lesebrille überreicht, damit sie zu Hause das N.T. lesen kann. Alles hat sich in großer Bescheidenheit und Dankbarkeit gegenüber Gott ereignet.cabecar_05_equipe

Paul-André nutzte die Gelegenheit, um die verschiedenen Mitarbeiter, die an der Übersetzung mitgewirkt haben, für all ihre geleistete Arbeit zu ehren. Er hat jeden ermutigt, sich täglich von dem lebendigen Wort, dem Wort Gottes, zu nähren.

Am Freitagabend haben Timothy und seine Brüder mit einer Fotoreportage die Geschichte der Missionsarbeit vorgestellt, die ihre Eltern begonnen hatten.

Die Arbeit ist nicht fertig. Timothy führt mit lokalen Übersetzern die Übersetzung des Alten Testamentes weiterhin fort (mehrere Bücher sind schon übersetzt).

Sein Bruder David besucht die christlichen Cabecar-Gemeinden, um sie im Glauben zu ermutigen und sie anzuspornen, ihre Gottesdienste in ihrer Sprache, der Sprache ihres Herzens, und nicht in Spanisch abzuhalten.

Am Ende des zweitägigen Festes bezeugt Timothy: „Das Resultat all dieser Übersetzungsjahre ist nicht nur das Neue Testament, sondern auch ein Geist der Einheit und der Liebe, der all diese Dörfer der Cabecaren miteinander verbindet.“

— Véronique André

Text im September 2014 geschrieben