Die Sprache des Herzens


Während wir in unseren westlichen „Weltsprachen“ über Dutzende verschiedener Bibel­übersetzungen verfügen, gibt es immer noch mehr als 1,5 Mrd. Menschen, die eine der 3200 Sprachen sprechen, in die das Wort Gottes noch nicht in seiner Gesamtheit übersetzt worden ist1. Hier wartet noch eine enorme Aufgabe!
Andererseits gibt es echten Grund zur Freude, wenn man das rasche Fortschreiten der Bibelübersetzungsarbeiten beobachtet, vor allem seit den 1980er Jahren und dem Aufkommen der EDV.
Wenn man den Aufwand sowie die mensch­lichen und finanziellen Kapazitäten betrachtet, die für eine Bibelübersetzung notwendig sind, und dann noch berücksichtigt, dass 90% der Sprachen nur 5% der Weltbevölkerung repräsentieren, fragt man sich zu Recht, ob es nicht besser wäre, diesen Minderheiten Englisch, Französisch oder Spanisch beizubringen.
Doch im Pfingst­bericht von Apg. 2 sehen wir, dass Gott durch seinen Geist den Jüngern die Fähigkeit gab, andere Sprachen zu sprechen, damit die Menschen, die „aus allen Nationen unter dem Himmel“ gekommen waren, sie in ihrer eigenen Sprache verstehen und von „den großen Taten Gottes“ hören konnten. Gott hätte diesen Menschen ebenso gut die Fähigkeit geben können, das Aramäische zu verstehen, doch er wählte es, zu jedem „in seiner eigenen Sprache, in der er geboren wurde“ zu sprechen (dieser Ausdruck kommt hier in der Bibel das einzige Mal vor).

Gott hat es so gewollt, weil er ihnen eine Botschaft der Liebe zu übermitteln hatte. Wie es kürzlich ein Übersetzer aus Guatemala ausdrückte, als er über seine jahrzehntelange Arbeit sprach: „…wenn Sie um die Hand Ihrer Braut anhalten wollen, benutzen Sie dann die amtliche Sprache oder die Sprache ihres Herzens?“ In der Tat hat Gott durch den menschgewordenen Jesus Christus zu uns sprechen wollen, um uns seine grenzenlose Liebe zu zeigen. Er wollte sich auch über sein geschriebenes Wort offenbaren. Und für seine „Liebeserklärung“ wählte er die Sprache unserer Gefühle – unsere Muttersprache, die wir seit unserer Kindheit kennen und in der wir auch die kleinsten Feinheiten verstehen.
Wir sollten uns nicht vom Umfang der Aufgabe entmutigen lassen, sondern uns vor Augen halten, dass es die kleinen Wassertropfen sind, die letztendlich einen Ozean ausmachen. So können wir alle – jeder nach seinen Möglichkeiten – dazu beitragen, den „Liebesbrief Gottes“ an die Welt zu übermitteln, sei es durch Gebet, durch praktische Hilfe oder durch finanzielle Unterstützung.

 

1 Quelle: http://de.wycliffe.ch/unsere-arbeit/zahlen-fakten/